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Dipl.-Ing. Markus Spiegelfeld: Kabelwerk

Im Dezember 1997 stellte die seit 1905 produzierende Kabel und Drahtwerke AG in Wien-Meidling (12. Bezirk) für immer ihre Produktion ein. 11 Jahre später sind knapp 1.000 Wohnungen auf dem über 8 Hektar großen Gelände entstanden, wobei das Areal zu ca. 30% gewerblich und kulturell genutzt wird. Die Werkstatt Wien mit Markus Spiegelfeld war vor allem für die Sanierung und Adaptierung der bestehenden Industriebauten verantwortlich. Zum Bauteil Lofts am Bauplatz X und zum Bauteil Fabrik am Bauplatz Z wird das folgende Interview mit Dipl.-Ing. Markus Spiegelfeld geführt.

 


Wo lagen Ihrer Meinung nach die Herausforderungen für das Areal nach der Schließung des Kabelwerks? Waren Sie von Anfang an mit einbezogen?

Ein so großes Areal durfte nicht zur Monostruktur werden. Wohnen, Arbeiten und Kultur sollten zu einem lebendigen Stadtteil führen und die Nachbarschaft wurde von Anfang an in den Prozess mit eingebunden. In einem kooperativen Verfahren entwickelten fünf Architektenteams und fünf Bauträger das städtebauliche Konzept.

In der Einleitung wurde es angesprochen – Sie kümmerten sich hauptsächlich um die Adaptierung der bestehenden Industriebauten. Auch wenn es natürlich Ihre Wahl war, haben Sie damit, nachträglich gesehen, ein schwieriges Los gezogen? War die Beibehaltung, zumindest eines Teiles der Substanz, ein Diskussionsthema?

Die Bestandsgebäude erinnern an die Geschichte des Ortes und haben für mich die Chance ergeben, die Qualität des Altbaues (wie z. B. hohe Raumhöhen) mit zeitgemäßem Wohnkomfort zu verbinden. Wir haben versucht, ein Maximum an Bausubstanz zu erhalten.

Beginnen wir mit dem Bauteil Z / Fabrik mit seinen 52 Mietwohnungen. Wie wurde bei der Umsetzung vorgegangen?

In diesem Bauteil wurden der Ziegelbestand saniert, straßenseitig offene Loggien angeordnet oder raum-innenseitig gedämmt, um die bauphysikalischen Erfordernisse für ein Wohngebäude zu erzielen. Durch diese Maßnahmen wurde das Industriegebäude in seinem Originalzustand weitestgehend erhalten.

Welche Besonderheiten gibt es im architektonischen Entwurf und in der Umsetzung?

Die großzügigen Raumhöhen zwischen 3,40 m und 4,50 m wurden ausgenutzt. Auf dem Flachdach wurden Dachgeschosswohnungen mit großen westorientierten Terrassen geplant. Die Erdgeschosswohnungen erhielten süd-ost-orientierten Terrassen und Eigengärten.

Wenn man im Gegenzug den Bauteil X / Loft mit seinen 32 geförderten Mietwohnungen betrachtet, wo liegen die wesentlichen konstruktiven Unterschiede? Gab es gegenüber dem Bauteil Z / Fabrik einen Unterschied in den Voraussetzungen?

Im Bauteil X wurde der Ziegelbestand entfernt und durch Wienerberger Klinker, Modell Oxford, ersetzt. Mit Hilfe dieses Ziegels wurde nicht nur der Charakter des ehemaligen Industriegebäude erhalten, sondern auch eine hinterlüftete, bauphysikalisch hochwertige Lösung verwirklicht. Das alte Fabrikgebäude wurde erhalten und um zwei zurückgesetzte Geschosse ergänzt. Es gibt außergewöhnliche Raumhöhen von 3,50 m im 1. bis 3. Obergeschoß bis 4,20 m im Erdgeschoss. Das Gebäude verbindet moderne Ausstattungsqualität mit dem Loft-Flair eines früheren Fabrikgebäudes. Besondere Raumhöhen und Grundrissangebote stellen den Reiz dieses Bauteils dar.

Seit wann sind die Projekte bezogen? Wie zufrieden sind die Mieter, wie zufrieden sind sie mit der Realisierung?

Die Bauteile sind seit ca. einem Jahr besiedelt. Mich erreichen nur äußerst positive Reaktionen.

Gibt es besonderen Eigenschaften, welche Sie dem Ziegel zugestehen würden – beim Projekt hier oder auch ganz allgemein?

Der Ziegel stellt noch immer den sympathischsten und bauphysikalisch optimalen Baustoff für jede Art von Wohnbauten dar – sei es Sanierung oder Neubau.

Vielen Dank für das interessante Gespräch mit dem Verband Österreichischer Ziegelwerke!