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Inhalt

    Wandsysteme

    In der Verarbeitung und Ausführung werden bei Ziegelmauerwerk in Österreich hauptsächlich folgende Wandsysteme nach ÖNORM EN 1996-1-1 unterschieden bzw. verwendet:

    • Außenwandsysteme

      • einschalige (monolithische) Ziegelwand
      • Ziegelwand mit Wärmedämmverbundsystem
      • zweischalige Ziegelwand (Ziegel-Zweischalenmauerwerk) mit Luftschicht und Wärmedämmung oder mit Kerndämmung
    • Innenwandsysteme

      • tragende Ziegelinnenwände
      • nichttragende Ziegelinnenwände

    Begriffe und Definitionen von Wandsystemen

    einschalige Ziegelwand (monolithische Ziegelwand)

    Ziegelwand ohne Zwischenraum oder eine durchlaufende senkrechte Fuge in ihrer Ebene.

    zweischalige Ziegelwand mit Luftschicht, mit Luftschicht und Wärmedämmung oder mit Kerndämmung

    Ziegelwand, die aus zwei parallelen einschaligen Ziegelwänden besteht, die durch Maueranker oder Lagerfugenbewehrung statisch wirksam miteinander verankert sind, wobei der Zwischenraum ein durchgehender Hohlraum (zweischalige Wand mit Luftschicht) oder mit nichttragendem Wärmedämm-Material ganz (zweischalige Wand mit Kerndämmung) oder teilweise (zweischalige Wand mit Luftschicht und Wärmedämmung) verfüllt ist.

    zweischalige Ziegelwand ohne Luftschicht

    Ziegelwand, die aus zwei parallelen Schalen mit vertikaler, mit Mörtel voll ausgefüllter Fuge besteht, wobei die Schalen mit Mauerankern so verankert sind, dass beide Schalen unter Last zusammenwirken

    verfüllte zweischalige Ziegelwand

    Ziegelwand, die aus zwei parallelen Schalen mit einem Zwischenraum besteht, der mit Beton oder Vergussmörtel verfüllt ist, wobei die Schalen mit Mauerankern oder Lagerfugenbewehrung so verankert sind, dass beide Schalen und die Verfüllung unter Last zusammenwirken

    einschaliges Verblendmauerwerk

    Eine Ziegelwand mit Verblendsteinen als Sichtmauerwerk (z. B. Klinker), die mit den Hintermauersteinen im Verband gemauert sind, sodass beide Schalen unter Last zusammenwirken

    zweischalige Ziegelwand mit Vorsatzschale

    Zweischalige Ziegelwand mit Vorsatzschale in Sichtmauerwerk (z. B. Klinker), die nicht im Verband mit dem Ziegel-Hintermauerwerk oder Skelett gemauert wird bzw. keinen Beitrag zu dessen Tragfähigkeit leistet. Beide Schalen sind durch Anker verbunden

    Kellerziegelwand

    Tragende Ziegelwand, die teilweise oder vollständig unterhalb der Geländeoberfläche errichtet wurde

    Einschalige (monolithische) Ziegelwand mit Putz

    Unter einschaligen Ziegelwänden versteht man Ziegelwände, die, abgesehen von Putz und Mörtel (oder Plankleber bei Planziegeln), aus Ziegel gemauert werden. Diese Ziegelwand muss alle bauphysikalischen, statischen und sonstigen Anforderungen (beispielsweise geringer Wartungsaufwand, Wertbeständigkeit, optische Eigenschaften etc.) erfüllen.

    Monolithische Außenwand mit Putzfassade

    Einschalige Ziegelaußenwände, werden sehr häufig – insbesondere für kleinvolumige Wohnbauten (z. B. Ein-/Zweifamilienhäuser, Reihenhäuser) – meist in monolithischen HochlochZiegeldicken von 38 cm bis 50 cm realisiert. Ein Hauptvorteil der einschaligen Wand besteht darin, dass auf die Anordnung zusätzlicher Dämmstoffschichten verzichtet werden kann. Die Außenoberfläche bildet Verputz (als Wärmedämmputz, Leichtputz oder herkömmlicher Dreilagenputz mit verschiedenen Möglichkeiten der Gestaltung und Oberflächenstruktur). Die Innenoberfläche wird ebenfalls meist verputzt. Diese Putzfläche ist dann in den überwiegenden Fällen die luftdichte Ebene. Wird die Innenoberfläche als Sichtfläche (z. B. unverputzt und gefärbelt) belassen, dann ist die luftdichte Ebene anderweitig zu definieren und zu planen.

     

    Tabelle 7-07: typische Wanddicken monolithischer Ziegel-Außenwände (ohne Putz)
    Tabelle 7-07: typische Wanddicken monolithischer Ziegel-Außenwände (ohne Putz)

     

    Tabelle 7-08: Aufbau, Wärme- und Schallschutz – monolithische Außenwand 30 bis 38 cm mit Putzfassade
    Tabelle 7-08: Aufbau, Wärme- und Schallschutz – monolithische Außenwand 30 bis 38 cm mit Putzfassade

     

    Tabelle 7-09: Aufbau, Wärme- und Schallschutz – monolithische Außenwand 44 bis 50 cm mit Putzfassade
    Tabelle 7-09: Aufbau, Wärme- und Schallschutz – monolithische Außenwand 44 bis 50 cm mit Putzfassade

     

    Bewertung der Eigenschaften von monolithischen Ziegel-Außenwänden im Vergleich mit ZiegelAußenwandsystemen (Ziegelwand mit Wärmedämmverbundsystem und zweischalige Ziegelwand Ziegel-Zweischalenmauerwerk mit Luftschicht und Wärmedämmung oder mit Kerndämmung):

    + bewährte Bauweise (einfache bewährte Konstruktion)
    + niedrige U-Werte erreichbar (Werte bis ca. 0,15 W/(m2·K), mit innenliegender Wärmedämmung in den Hohlkammern bis ca. 0,12 W/(m2·K))
    U-Wert nach unten begrenzt
    + guter sommerlicher Wärmeschutz (geringe Gefahr sommerlicher Überhitzung)
    + guter Schallschutz
    + lange Lebensdauer (Robustheit)
    + hohe (mechanische) Beanspruchbarkeit der Fassade
    + hohe Wertbeständigkeit (hoher Wiederverkaufswert)
    + geringer Erhaltungsaufwand, leicht aus- und umbaubar
    + rascher Baufortschritt, geringe Materialvielfalt, wartungsfreundlich
    + hohe Speichermasse des Ziegels reguliert Raumklima
    + gutes Dampfdiffusionsverhalten (ungestörte Dampfdiffusion), feuchtigkeitsregulierend
    + einfache Baurestmassenbeseitigung, hohes Recyclingpotenzial, günstige Ökobilanz
    + baubiologisch einwandfrei, natürliches Material
    + keine Schadstoffbelastung der Innenraumluft
    + rasche Austrocknung, niedrige Gleichgewichtsfeuchte
    + Brandschutz (höchste Brandwiderstandsklasse)
    + keine Rauch-, Gas- und Qualmentwicklung im Brandfall

    Tragende Ziegel-Innenwände

    Tragende Innenwände aus Ziegelmauerwerk werden im Regelfall einschalig (monolithisch) ausgeführt. Die übliche Wanddicke ist 25 cm. Für erhöhte Schallschutzanforderungen stehen spezielle Schallschutzziegel (mit höherem Gewicht) oder sogenannte Füll-/Verfüllziegel (unter Füllziegel versteht man Mauerziegel mit besonderer Lochung, die zur Verfüllung mit Beton oder Mörtel geeignet sind) zur Verfügung. Im mehrgeschossigen Wohnbau kann es aus bauphysikalischen Gründen (Wärme- bzw. Schallschutz) erforderlich sein, die Ziegelwand mit einer biegeweichen Versatzschale zu versehen. Dadurch kann das bewertete Schalldämmmaß um bis zu 10 dB erhöht werden.

     

    Tabelle 7-10: typische Wanddicken tragender Ziegel-Innenwände (ohne WD und Putz)
    Tabelle 7-10: typische Wanddicken tragender Ziegel-Innenwände (ohne WD und Putz)

     

    Bei Reihenhaustrennwänden wird auch häufig eine zweischalige Variante ausgeführt, bestehend aus zwei 25 cm (bzw. 20 cm oder 17 cm) dicken Ziegelwänden mit einer biegeweichen Zwischenschichte (z. B. aus Mineralwolle). Mit derartigen Ausführungen sind höchste Schalldämmwerte erreichbar. Wichtig ist hierbei jedoch, dass kein Mörtel in den Hohlraum zwischen den Schichten eindringt, da dieser eine stark wirksame Schallbrücke bilden kann.

     

    Tabelle 7-11: Aufbau, Wärme- und Schallschutz – tragende Innenwand
    Tabelle 7-11: Aufbau, Wärme- und Schallschutz – tragende Innenwand

     

    Bewertung der Eigenschaften von tragenden Ziegelinnenwänden:

    + ein Baustoff für alle Bauteile vermeidet Probleme mit Rissen an den Anschlüssen (bedingt durch gleiches Verformungsverhalten)
    + einfacher und damit rascher Baufortschritt (nur ein Baustoff)
    + einheitlicher Putzgrund vermeidet Putzrisse oder aufwendige Putzbewehrung
    + hoher Schall- und Brandschutz
    + gute Wärmespeicherung durch hohe flächenbezogene Masse
    + einfache und sichere Befestigungsmöglichkeiten auch für schwere Lasten ohne Zusatzkonstruktion
    + hohe Festigkeit des Ziegelmauerwerkes
    + einfache Entsorgung bei Umbauten (rein mineralisches Abbruchmaterial)

    Nichttragende Ziegel-Innenwände

    Nichttragende Ziegelwände sind scheibenartige Bauteile, die überwiegend nur durch ihr Eigengewicht beansprucht werden und auch nicht der Knickaussteifung tragender Wände dienen. Sie müssen aber auf ihre Fläche wirkende Horizontalkräfte (z. B. Windlasten) auf tragende Bauteile, z. B. Wand- oder Deckenscheiben, abtragen. Die Standsicherheit der nichttragenden Innenwände selbst ist durch die Verbindung mit den angrenzenden Bauteilen gegeben und nichttragende Innenwände müssen außer ihrer Eigenlast, einschließlich etwaiger Putze oder Wandbekleidungen, auch geringe statische Lasten, leichte Konsollasten sowie geringfügige dynamische Belastungen (Stoßbeanspruchungen) ohne Beeinträchtigung der Funktionstauglichkeit aufnehmen und auf tragende Bauteile abtragen können. Formänderungen angrenzender Konstruktionen – vor allem zeitabhängige plastische Verformungen (Kriechen) von Decken – sind für nichttragende Wandsysteme durch bauliche Vorkehrungen derart zu berücksichtigen, dass entweder keinerlei schadenverursachende Zwängungen auftreten (z. B. gleitender Anschluss) oder Risse sich nur kontrolliert ausbilden können (z. B. Kellenschnitt im Putz oder Trennstreifen).

     

    Tabelle 7-12: typische Wanddicken nichttragender Ziegel-Innenwände (ohne Putz)
    Tabelle 7-12: typische Wanddicken nichttragender Ziegel-Innenwände (ohne Putz)

     

    Abhängig von der Ziegelart sind die Lagerfugen oder die Lager- und Stoßfugen vollflächig zu vermörteln. Bei Verwendung von geschliffenen Ziegeln (Planziegeln) ergibt sich eine Dicke der Lagerfuge von 1 mm und es sind die entsprechenden Herstellerspezifikationen zu beachten, die Nenndicke bei vollflächig vermörtelten Stoßfugen beträgt 10 mm.
    Zu den nichttragenden Wänden gehören ebenso:

    • nichttragende Außenwände, auch als Ausfachungen bezeichnet,
    • nichttragende Innenwände,
    • nichttragende Außenschalen von zweischaligen Außenwänden.


    Bewertung der Eigenschaften von nichttragenden Ziegelinnenwänden:

    + Ein Baustoff für alle Bauteile hilft Risse an den Anschlüssen zu vermeiden (bedingt durch gleiches Verformungsverhalten)
    + Einheitlicher Putzgrund vermeidet Putzrisse oder aufwendige Putzbewehrung
    + hoher Brandschutz
    + einfache und sichere Befestigungsmöglichkeiten
    + einfache Entsorgung bei Umbauten (rein mineralisches Abbruchmaterial)

    Ziegelwand mit Wärmdämmverbundsystem

    Unter Wärmedämmverbundsystem versteht man Außenwandbekleidungen, die aus einer Dämmschicht und einer unmittelbar darauf aufgebrachten Putzschicht (Deckschicht) bestehen. Die Dämmschicht wird mit dem Untergrund verklebt bzw. verklebt und verdübelt oder mechanisch verankert. Die Art der Verankerung ist abhängig von der Gebäudehöhe, den Eigenlasten des Wärmedämmverbundsystems, den verwendeten Dämmstoffen sowie der Beschaffenheit des Untergrundes, wie z. B. seiner Festigkeit oder Ebenheit.

     

    Tabelle 7-13: typische Wanddicken Außenwände mit WDVS (ohne Putz bzw. WDVS)
    Tabelle 7-13: typische Wanddicken Außenwände mit WDVS (ohne Putz bzw. WDVS)

     

    Als Wärmedämmstoffe werden in der Regel expandiertes Polystyrol oder Mineralfaserdämmstoffe verwendet, aber auch z. B. mineralisch gebundene mehrschichtige Holzwolle-Leichtbauplatten, Mineralschaumplatten, Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. Als Putze kommen kunstharzmodifizierte Putze, rein mineralische Putze und seltener reine Kunstharzputze in Frage. Das Putzsystem besteht aus einem glasgewebebewehrten Unterputz und einem Oberputz.

     

    Tabelle 7-14: Aufbau, Wärme- und Schallschutz – Ziegel-Außenwand mit WDVS
    Tabelle 7-14: Aufbau, Wärme- und Schallschutz – Ziegel-Außenwand mit WDVS

     

    Bewertung der Eigenschaften von Ziegelwänden mit Wärmdämmverbundsystem im Vergleich mit den weiteren Ziegel-Wandsystemen:

    + niedrigste U-Werte erreichbar
    + keine Wärmebrücken bei guter Ausführung
    - Beachtung der Brandgefahr (je nach Wärmedämmung)
    - begrenzte Lebensdauer der Schichten im Dämmbereich
    - geringere mechanische Beanspruchbarkeit der Fassade
    - Abminderung des Schalldämmmaßes RW (je nach Dämmstoff und Dämmstoffdicke) möglich
    - Beschädigung durch Tiere (Vögel, Insekten etc.) möglich
    - Algenbefall möglich (Einsatz von Fungiziden und Algiziden im Oberputz, Auswaschung beachten)
    Baurestmassentrennung durch Verklebung
    - aufwändigere Befestigung von Markisen, Außenleuchten, Blumenkisten, Fensterläden etc. bei großen Dämmstoffdicken
    + 25 cm Mauerwerk + WDVS: Gewinn an Nettonutzfläche bei bestmöglichen U-Werten (je nach Dämmsystem)
    - zusätzliche brandschutztechnische Maßnahmen bei Verwendung von expandiertem Polystyrol (EPS) ab 10 cm Dämmstoffdicke nötig (Brandriegel)
    + 30 und 38 cm Mauerwerk + WDVS: der Ziegel übernimmt einen Teil des Wärmeschutzes
    + mittlerer Wärmeschutz auch im Rohbauzustand
    + nachträgliches Stemmen von Installationsschlitzen kein Problem
    + große Speichermasse des Ziegels reguliert das Raumklima

    Ziegel-Zweischalenwand – mehrschalige Ziegelwand

    Als Zweischalenmauerwerk werden in diesem Buch Außenwandkonstruktionen bezeichnet, die aus zwei Mauerschalen und einer wärmedämmenden Zwischenschicht bestehen.
    Ein weiteres Unterscheidungskriterium ist die Ausführung der Außenschale. Diese kann entweder – unter Verwendung von Sichtziegeln oder Klinker – als Sichtmauerwerk ausgeführt werden oder die gemauerte Außenschale wird mit einem mineralischen Putz versehen.

    Innenschale

    Der inneren Ziegelwand sind in erster Linie Tragfunktionen zugeordnet. Sie ist durch die Außenschale vor Witterungseinflüssen geschützt und nur sehr geringen Temperaturdifferenzen ausgesetzt. Die Ziegelinnenwand ist außerdem maßgebend an der Erzielung und Erhaltung des behaglichen und ausgeglichenen Wohnklimas beteiligt. Neben der guten Dämmfähigkeit gegen Schall sind dafür vor allem die große Wärmespeicherfähigkeit sowie die für den Feuchtehaushalt maßgebende Kapillarität des gebrannten Tonmaterials von großer Bedeutung. Es empfiehlt sich deshalb, die innere Schale in einer Dicke von mindestens 25 cm mit schalltechnisch günstigen Hochlochziegeln auszuführen (Mindestdicke für tragendes Mauerwerk sind 17 cm).

     

    Tabelle 7-15: Typische Wanddicken Zweischalenmauerwerk – Tragschale (ohne Putz)
    Tabelle 7-15: typische Wanddicken Zweischalenmauerwerk – Tragschale (ohne Putz)

     

    Wärmedämmschicht

    Die Zwischenschicht hat den Hauptteil der Wärmedämmung zu übernehmen. Als Dämmstoff werden in der Regel hydrophobierte Mineralwolle, Perlite oder ein anderes Dämm-Material in Form von Platten, Schüttgut oder Matten verwendet, wobei folgende Forderungen erfüllt sein müssen: standfest, geringe Feuchtigkeitsaufnahme, verrottungssicher, setzungssicher.

    Außenschale

    Die äußere Mauerschale dient in erster Linie als Schutzschicht gegen die Witterungseinflüsse und liefert einen Beitrag zum sommerlichen Wärmeschutz. Sie hat dem Schlagregen sowie dem Winddruck und Windsog zu widerstehen und muss zur Gewährleistung der Standsicherheit mit der Tragkonstruktion der Innenschale verbunden werden. Die Verankerung erfolgt durch Zweischalenanker. Darüber hinaus ist die Außenschale zum Teil beträchtlichen Temperaturunterschieden ausgesetzt. Aufgrund langjähriger Erfahrung empfiehlt es sich, die Dicke der Außenschale mit 12 cm zu wählen und einen Kalkzement-Mauermörtel zu verwenden, der eine ausreichende Mauerwerksbiegezugfestigkeit gewährleistet. Bei Zweischalenmauerwerk mit Hinterlüftung ist auch die Verwendung von 10 cm dicken Hochlochziegeln möglich.

    Bewertung der Eigenschaften von Ziegel-Zweischalenwänden im Vergleich mit den weiteren Ziegel-Wandsystemen:

    + niedrige U-Werte erreichbar
    + sehr hoher Schallschutz
    + sehr guter sommerlicher Wärmeschutz
    + keine Wärmebrücken bei guter Ausführung
    + hohe Lebensdauer (durch geringe Instandhaltungskosten)
    + Speichermasse des Ziegels reguliert Raumklima
    + gutes Dampfdiffusionsverhalten bei Verwendung mineralischer Dämmstoffe
    + trennbare Wandkonstruktion (Recyclingvorteil bei Abbruch)
    + Dämmung und Außenschale kann auch nachträglich ausgeführt werden
    + bei Verwendung von Klinker: unverputzte Vorsatzschale mit verlängerter, wartungsfreier Lebensdauer
    - höhere Investitionskosten (im Gegenzug dafür höhere Lebensdauer)
    - aufwändigere Baurestmassentrennung gegenüber monolithischer Wand (aber es erfolgt keine Verklebung der Schichten)
    - höherer Planungs- und Ausführungsaufwand
    - Know-how für Details erforderlich
    - größere Wanddicken

    Ziegel-Zweischalenwand mit Luftschicht und Wärmedämmung

    Zweischalige Wände können grundsätzlich mit oder ohne Hinterlüftung ausgeführt werden. Obwohl sich die Fachleute bezüglich der Vorteile bzw. der Notwendigkeit der Hinterlüftung nicht ganz einig sind, kann doch als Faustregel gesagt werden, dass die Hinterlüftung ein höheres Maß an Sicherheit gegenüber der Gefahr einer Durchfeuchtung der Dämmschicht bietet. Insbesondere bei Ausführung der Außenschale als Sichtmauerwerk sowie bei Verwendung feuchteempfindlicher hydrophobierter Dämmstoffe (Glaswolle oder Steinwolle) ist daher der Ausführungsvariante mit Hinterlüftung der Vorzug zu geben. Bei hinterlüfteten Fassaden wird die von innen durch die Wand diffundierende Feuchtigkeit vom Luftstrom hinter der Außenschale abgeführt, während eventuell eindringende Niederschlagswässer an der Innenseite der Außenschale abrinnen können.

    Als hinterlüftet gilt eine Vorsatzschale, wenn der ständig freibleibende Hinterlüftungsspalt gemäß ÖNORM B 8110-2 zwischen massiver Innenschale bzw. Dämmschicht und Verkleidung mindestens 2 cm beträgt und die freibleibenden Zu- und Abluftquerschnitte jeweils mindestens 150 cm2 je Laufmeter Vorsatzschale betragen. Die Hinterlüftung muss auch im Parapet- und Sturzbereich sichergestellt sein. Sofern horizontale Querriegel im Hinterlüftungsspalt erforderlich sind, ist der Zu- und Abluftquerschnitt unterhalb und oberhalb des Querriegels sicherzustellen. Die Zuluftöffnungen müssen so ausgebildet sein, dass eine einwandfreie Abfuhr von eindringendem Niederschlagswasser gesichert ist.

     

    Tabelle 7-16: Aufbau, Wärme- und Schallschutz – zweischalige Außenwände mit Hinterlüftung
    Tabelle 7-16: Aufbau, Wärme- und Schallschutz – zweischalige Außenwände mit Hinterlüftung

     

    Ziegel-Zweischalenwand mit Kerndämmung

    Bei mehrschaligen Konstruktionen sollte man die Wahl und Anordnung der Wandbaustoffe so vornehmen, dass der Wärmefluss maximal unterbunden und der Feuchtetransport nach außen optimal gefördert wird. Das heißt, dass die einzelnen Schichten nach außen hin abnehmende Wärmeleitzahlen und Dampfdiffusionswiderstände aufweisen sollen.

    Für die Eignung eines Wandaufbaus gibt es geeignete Nachweisverfahren, die in der Normung abgebildet sind. In kritischen Fällen kann man sich damit behelfen, innenseitig eine Dampfbremse anzuordnen, um das Eindringen von Feuchtigkeit aus der Raumluft in das Mauerwerk zu verringern. Auch wenn hier eine Kerndämmung ohne Luftschicht ausgeführt wird, ist aus baupraktischen Gründen eine geringe (~1 cm) Luftschicht zwischen Kerndämmung und der Vormauerschale zu empfehlen. Die Dicke dieses „Fingerspalts“ ist bei der Dimensionierung und bei den Abständen von Drahtankern oder Luftschichtankern zu berücksichtigen.

     

    Tabelle 7-17: Aufbau, Wärme- und Schallschutz – zweischalige Außenwände mit Kerndämmung
    Tabelle 7-17: Aufbau, Wärme- und Schallschutz – zweischalige Außenwände mit Kerndämmung

     

    Ziegelmauerwerk mit vorgehängter hinterlüfteter Ziegelfassade

    Das älteste System einer vorgehängten, hinterlüfteten Fassade ist das senkrecht ausgeführte Ziegeldach. Eine Weiterentwicklung davon ist die Fassade aus Ziegelplatten, Befestigungsmitteln und Unterkonstruktion.

     

    Tabelle 7-18: Typische Wanddicken Ziegelmauerwerk mit vorgehängter hinterlüfteter Ziegelfassade – Tragschale (ohne Putz)
    Tabelle 7-18: typische Wanddicken Ziegelmauerwerk mit vorgehängter hinterlüfteter Ziegelfassade – Tragschale (ohne Putz)

     

    Für die Basis-Unterkonstruktion werden Aluminium-Konsolen mittels zugelassener Dübel in statisch erforderlichen Abständen an der Gebäudewand verankert, daran senkrechte Tragprofile ausgerichtet und mit zugelassenem Befestigungsmaterial, wie Blindnieten oder Schrauben, nach statischem Erfordernis befestigt. Bewertung der Eigenschaften von Ziegelwänden mit vorgehängten hinterlüfteten Ziegelfassaden im Vergleich mit den weiteren Ziegel-Wandsystemen:

    + farb- und lichtbeständig
    + frostbeständig
    + unempfindlich gegen aggressive Medien
    + keine Ausblühungen
    + entspricht den Fachregeln des Dachdeckerhandwerks
    + formbeständig
    + nicht brennbar
    + kombinierbar mit Wärmedämmungen
    + die Vielfalt der gestalterischen Möglichkeiten (Farbe, Form, Oberflächen)
    + unterschiedliche Fassadenbekleidungen (d. h. auch im gewissen Ausmaß Werkstoffkombinationen) möglich

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