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Klaus Mathoy: Low-Tech Architektur mit Ziegel

Herr Architekt Dipl.-Ing. Mathoy war nach dem Studium der Architektur in der Universität Innsbruck in österreichischen und deutschen Architekturbüros mit Schwerpunkt Wohnbau, öffentliche Bauten und Flächenwidmung tätig. Seit 1981 hat er ein eigenes Büro für ökologische Architektur und Raumordnung im Tiroler Ort Ried im Oberinntal. 1991 erhielt er für seine planerische Tätigkeit den „Österreichischen Ökopreis".

 

Nachfolgendes Interview wurde vom Verband Österreichischer Ziegelwerke mit Herrn Architekt Mathoy geführt.


Im Ort Ried i. Oberinntal, Ortsteil St. Veit, wurden soeben 12 von Ihnen geplante Eigentumswohnungen in vier Häusern an Jungfamilien übergeben. Was würden Sie bei diesem Projekt als die „Highlights" bezeichnen?

Es ist dies die bei diesem Projekt gebaute „Passivhausbauweise" mit einen gerechnetem Energieverbrauch von 6 kWh/m²a, die hohe Wohnqualität für die Bewohner durch z.B. eine unverbaubare Südlage, die Sicht auf die umliegenden Berge, die normal großen Fenster auch in Bad und Küche, die kontrollierte Wohnraumlüftung mit individueller Regelung je Raum und eine kleine Fußbodenheizung im Bad zur Komfortsteigerung.

Erstmals wurde von mir eine transparente Wärmedämmung mit fixer Abschattung zur Vermeidung der sommerlichen Überwärmung eingesetzt. Für mich war ein optimaler Mix aus passiver und aktiver Solarenergienutzung mit Schwerpunkt auf Wohnqualität wichtig.


Man kann Ihnen und den Bewohnern zu diesen Wohnungen nur gratulieren! Gerade für ein Passivhaus spielt die Gebäudehülle eine entscheidende Rolle. Wieso haben Sie sich für ein Ziegel-Zweischalenmauerwerk entschieden?

Ziegel-Zweischalenmauerwerk ist für mich ein Wandsystem mit optimalen bauphysikalischen Werten (U-Wert, Schallschutz, Wärmespeichervermögen, Brandschutz usw.). Es lassen sich Baukonstruktionsdetails (relativ) leicht lösen. Die Wärmebrückenfreiheit ist garantiert und die ist Voraussetzung für ein Passivhaus. Bei 41 cm Wanddicke wurde mit einem Aufbau von 17 cm Ziegelinnenwand, 16 cm PU-Kerndämmung und 8 cm Ziegelaußenschale gearbeitet. Aus meiner langjährigen Erfahrung habe ich auch beobachtet, dass die sonnenbeschienenen Seiten „Umweltenergie" aufnehmen und sie für die Nacht speichern.


Bei einem Gespräch mit dem Geschäftsführer der Gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft Frieden in Innsbruck (Bauträger) hat dieser erzählt, dass Ihre Bekanntheit im Bereich des solaren und qualitativen Bauens ein wichtiger Faktor für die Realisierung dieses Bauvorhabens in der jetzigen Form war. Wie offen sind ihrer Meinung nach die Bauherren oder Bauträger für solares Bauen bzw. wie war die Entwicklung Ihrer Erfahrung nach in den letzten Jahren?

Solares Bauen ist ein gesamtheitlicher Prozess und es fehlen vielleicht noch umfangreiche Kenntnisse über Passivhausinstallationen beim Gewerbe, z.B. bei der Planung der Lüftungsanlage, obwohl es in den letzten Jahren schon besser geworden ist. Qualität und „Wissen" sind Voraussetzung für ein gelungenes Bauwerk.


Noch einmal zum Ziegel-Zweischalenmauerwerk. Ziegel-Zweischalenmauerwerk wird oft als das bei bauphysikalischer und gesamtheitlicher Betrachtung – „beste Wandsystem" bezeichnet. Wie groß ist die Offenheit bzw. gibt es Ihrer Erfahrung nach Vorurteile bei Bauträgern oder auch Architekten gegenüber dem Ziegel-Zweischalenmauerwerk? Welche Erfahrungen haben sie damit?

Es haftet das „Vorurteil" der hohen Errichtungskosten am Zweischalenmauerwerk, obwohl gerade bei derartig hoher Dämmqualität diese Bauweise durchaus auch wirtschaftlich konkurrenzfähig ist.. Das Wärmespeichervermögen ist ein zentraler Faktor im Bereich des solaren Bauens zur Speicherung der passiven Sonnenenergie und damit der Einsparung von Energie aber auch zur Vermeidung sommerlicher Überwärmung. Das Speichervermögen der Außenschale wird – nach meiner Erfahrung – oft unterschätzt. Für den Innenbereich schätze ich noch am Ziegelmauerwerk das Feuchtepuffervermögen der Ziegel (in Zusammenhang mit dem Putz), dies wirkt sich positiv auf das Wohnklima aus.


Sie haben auch ein Buch mit dem Titel „Ökologische Sonnenhäuser - Bauen im Einklang mit der Natur" geschrieben. Welche Inhalte werden in diesem Buch vermittelt?

Es werden vor allem sogenannte „passive" Systeme beschrieben, also sozusagen „LOW-TECH" statt „HIGH-TECH".


Wie beurteilen Sie die Zukunft des Baustoffs Ziegel in der (Solar-)Architektur?

Ziegel ist ein Baustoff mit Zukunft, speziell auch durch die harmonischen Eigenschaften in Bezug auf unsere Umwelt sowie die feuchtigkeits- und wärmeregulierenden Eigenschaften des Materials. Für mich ist die Kombination von guter Speicherfähigkeit und guter Dampfdurchlässigkeit das Hauptargument für die Verwendung.


Welche Zeiträume betrachten Sie für Ihre Objekte?

Bauwerke sind kein „Wegwerfgut". Langlebigkeit hilft, die Betriebskosten auf Dauer niedrig zu halten.


Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus? Was würden Sie gerne realisieren?

Ich würde gerne im Geschoßwohnungsbau mehr „LOW-TECH" Solarhäuser realisieren.

 

Herr Architekt MATHOY, vielen Dank für das Interview!