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Johann Schmidl: Keller aus Ziegel

Herr Architekt Dipl.-Ing. Johann Schmidl war Schüler vom Büro Prof. Peichl, Professor an der Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz in Wien. Gemeinsam mit Prof. Peter Schmid und Prof. Roland Gnaiger (Kunst-Universität Linz) hat er im Wiener Arbeitskreis für BIOLOGISCHE Architektur gewirkt. Ferner ist er Gründungsmitglied und Vorstandsmitglied des Instituts für Baubiologie in Linz. Herr Architekt Dipl.-Ing. Johann Schmidl aus Scharten baut seit vielen Jahren sehr erfolgreich und zur vollen Zufriedenheit seiner Bauherrn Ziegelkeller.

 

Vom Verband Österreichischer Ziegelwerke wurde folgendes Interview mit Herrn Architekt Dipl.-Ing. Johann SCHMIDL geführt.


Spricht man davon einen Keller in Ziegel zu errichten, erntet man vielfach erstaunte Blicke und die Person gegenüber fragt „Ziegelkeller - ja ist denn das überhaupt möglich?" Sie errichten schon seit den 70-er Jahren trockene, schöne und lebenswerte Ziegelkeller in großer Zahl. Wie ist Ihre Erfahrung zu diesem Thema?

Namhafte Firmen haben anfangs – das war in den 70-er Jahren – sogar Aufträge abgelehnt, bei denen ein Ziegelkeller eingeplant war. Wir haben dennoch all diese Ziegelkeller gebaut und jeder meiner Bauherrn ist damit sehr zufrieden.


Welche Vorteile sprechen Ihrer Meinung nach, und aus Ihrer großen Erfahrung mit zahlreichen gebauten Ziegelkellern der letzten ca. 25 Jahre, für diese Art der Errichtung?

Einer der wichtigsten Gründe ist die Tatsache, dass bei richtiger Bauweise kein Kondenswasser entsteht. Das hängt damit zusammen, das der Ziegel allein schon einen guten U-Wert besitzt. Ziegel hat eine Wärmeleitfähigkeit (l-Wert), die bei manchen Produkten unter jener von Holz liegt. Die gute Dampfdiffusionsfähigkeit durch einen niedrigen m-Wert (ca. 10) verbessert das Raumklima. Selbstverständlich sind alle Vorteile eines von „muffigem" Geruch freien Kellers gegeben. Durch die trockene Oberfläche fehlt jegliche Grundlage für die Bildung von Schimmelpilzen. All dies wirkt sich sehr positiv aus. Schon von der Planung her werden im Keller Hobbyräume, Gästeraum, Musikraum und dergleichen eingeplant. Viele meiner Bauherrn haben Ihren Arbeitsraum im Keller. Luftschall spielt bei einem Keller natürlich weniger eine Rolle, aber ein weiterer Vorteil eines Ziegelkellers besteht in seinem wesentlich besseren Körperschalldämmwert als bei anderen sehr massiven Baustoffen.


Bei so vielen Vorteilen, wieso gibt es dann nicht wesentlich mehr Bauherrn, die Ihren Keller in Ziegelbauweise errichten? Es gibt zum Beispiel in Deutschland Gebiete, wo annähernd alle Keller in Ziegel errichtet werden.

Die meisten Bauherrn erkundigen sich in Ihrer Bekanntschaft und bei Baumeistern. Diese geben einfach traditionelle Hinweise zur Bauweise. Auch ist es eine Tatsache, dass viele Keller aus verschiedenen Gründen feucht sind und einen unangenehmen (muffigen) Geruch haben. Für einen Laien ist es praktisch sehr schwer möglich die Begründung für einen Ziegelkeller zu erforschen, weil die Bauphysik und die Baukonstruktion eine vernetzte Einheit bilden, für die natürlich Fachwissen erforderlich ist.
 

Sie haben ein sehr interessantes Abdichtungssystem entwickelt, bei dem die großen Vorteile des Ziegels bezüglich Dampfdiffusionsfähigkeit und damit wertvolle Klimaeigenschaften vollständig erhalten bleiben. War dies ein Entwicklungsprozess oder hatten Sie gleich die richtige Idee?

Wir hatten die richtige Idee zum Entwicklungsprozess. Pappe mit einem m-Wert von ca. 5000 stellt weitaus zu wenig Feuchtigkeitsschutz dar. Die wesentliche Idee war es, eine dichte Folie zu verwenden, die auch unter den rauhen Baubedingungen einfach und dicht verschweißt werden kann. Das gilt für die Feuchtigkeitssperre auf dem Fundament (unter dem Ziegel) und vertikal etwa einen Meter an der Ziegelaußenwand. Der Ziegel wird außen nicht verputzt und als Schutz für diesen unteren Streifen der Wandisolierung wird eine Noppenfolie verwendet, die allerdings bis zum Außenputz reicht. Dabei muss die Noppe zur Wand gerichtet sein, damit die Luftkanäle erhalten bleiben und am oberen Ende muss die Luft einwandfrei austreten können. Bei Bedarf kann über die Noppe eine geschlossenzellige Wärmedämmung mit dem Dränageschotter festgeklemmt werden. Die wichtige Eigenschaft der Dampfdiffusionsfähigkeit bleibt in beiden Richtungen erhalten. Die Entwicklung liegt eher im praktischen Ablauf der Bauausführung.


Wie sieht es mit den Kosten aus? Kann hier der Ziegelkeller mit anderen Bauweisen konkurrieren?

Ziegelkeller haben sich bei meinen Bauvorhaben als deutlich billiger als jede andere Bauweise erwiesen. Manche Bauherrn haben heimlich verschiedene Kostenangebote von anderen Bauweisen eingeholt – um den Architekt nicht zu kränken – und es sind ausnahmslos alle Keller in Ziegel errichtet worden. Eine Ausnahme stellt der Fall dar, wenn eine Wanne im Grundwasser errichtet werden muss.


Manchmal wird auch die Tragfähigkeit oder der Erddruck ins Spiel gebracht. Hatten Sie in dieser Hinsicht schon Probleme?

Bis jetzt gab es damit noch keine Probleme, nur dass die eine oder andere Behörde einen statischen Nachweis gefordert hat. In den meisten Fällen ist eine extra Statik nicht erforderlich, weil die ÖNORM B 3350 die wesentlichen Kriterien festlegt. Das bezieht sich auf Wanddicke, Wandhöhe, Wandlänge und Auflast. In der Regel übernehmen auch Querwände eine aussteifende Funktion.


Es wird nicht überall nichtbindige Böden geben. Errichten Sie Ziegelkeller in allen Bodenarten?

Ja richtig, in allen Bodenarten. Im Grundwasserbereich nicht. Die Dränage spielt bei meinem System erst eine Rolle, wenn das Wasser über dem Dichtungsstreifen stehen würde. Wichtig ist natürlich die ordnungsgemäße Ausführung.


Was würden Sie einem Bauherrn beim Thema Keller raten?

Genügend Licht in den Keller hineinlassen wenn der Bauherr den Keller als Wohnraum nutzen will, entweder sehr tiefe Lichtschächte oder die Ausbildung eines Lichtgrabens. Fenster können auch normale Parapethöhe haben, um den Wohncharakter zu betonen. Diese Art wurde sehr oft auch bei älteren Objekten ausgeführt. Regenwasser sollte möglichst während der Bauzeit nicht hinter die Feuchtigkeitsisolierung gelangen, um unnötig längere Austrocknungszeiten zu vermeiden. Wobei hier Ziegel wieder den Vorteil kurzer Austrocknungszeiten und - in der ÖNORM ersichtlich - die niedrigste Gleichgewichtsfeuchte aller Baustoffe hat.

 

Herr Architekt SCHMIDL, vielen Dank für das Interview!