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Eva Rubin: Ziegel: Baustoff, den man spürt

Frau Mag. Arch. Eva Rubin, Architektin in Kärnten - schon während Ihres Studiums hat sie parallel in Holland gearbeitet und anschließend im Architekturbüro ihres Vaters die verschiedensten Themenbereiche der Architektur bearbeitet. Der Wunsch der Menschen nach Befriedigung ihrer individuellen Wohnbedürfnisse einerseits und die knapper werdenden Bodenressourcen andererseits stehen scheinbar im Widerspruch. Die Diskussionen über Hochhäuser, verdichtete Flachbauten oder Einfamilienhäuser finden in den Raumplanungen ihren Niederschlag.

 

Der Verband Österreichische Ziegelwerke führte mit Frau Arch. Mag.arch. Eva RUBIN das folgende Gespräch.


Frau Architekt Rubin, Sie haben sich schon sehr früh mit dem Thema Naturraum auseinandergesetzt. Worin sehen Sie die Herausforderung der Zukunft für eine moderne Architektin?

Für mich als Architektin ist es von besonderer Bedeutung die Funktionsabläufe und Bedürfnisse des menschlichen Zusammenlebens zu formulieren und entsprechend umzusetzen. Das Grundbedürfnis Wohnen soll in vielen Fällen durch ein Einfamilienhaus befriedigt werden. Dem wird aber in vielen Gegenden Einhalt geboten. Die Landschaften sind zu schonen und mit den Naturräumen ist äußerst sorgfältig umzugehen.

Den Kompromiss versuche ich in der Verdichtung der Bauweise zu finden.
 

Wie erfüllen Sie dabei den Wunsch nach einem eigenen Haus?

Der Wunsch des Bauherrn ist es, sein individuelles Wohnbedürfnis zu befriedigen. Die verdichtete Bauweise ist dabei kein Widerspruch. Es ist eine Frage der Zwischenräume und der Gestaltung des Umfeldes, der Freiräume. Meine Aufgabe sehe ich darin, durch verschachteln, vorlagern von Terrassen, hochziehen von Brüstungen, sowie vor- und zurückspringen  der einzelnen Wohneinheiten in sich abgeschlossene Lebensräume zu schaffen. Die einzelnen Wohnbereiche werden dadurch ablesbar und die Bewohner können sich damit identifizieren.


Was meinen Sie mit Zwischenräumen und Gestaltung des Umfeldes?

Ein Grundstück wird oft durch mehrere Bauwerke verbaut. Die Flächen zwischen den einzelnen Objekten werden von mir für die Gestaltung genutzt. Kleine Gassen und großzügige Freiplätze können so für die Gestaltung des Umfeldes herangezogen werden. So erhält jeder seinen eigenen, persönlichen Wohnbereich und kann trotzdem mit seinen Mitmenschen kommunizieren. Hier kommt mir meine meist ohnehin sehr kleinmaßstäbliche Grundrissgestaltung zugute. Wenn möglich werden auch bestehende, alte Bäume mit in die Planung einbezogen. Sie dienen einerseits zur Beschattung, sind aber auch Symbol von Energie und Lebenskraft.


In Kärnten ist der Ziegel nicht sehr verbreitet. Sie bauen immer wieder damit. Welche Bedeutung hat für Sie der Ziegel als Baustoff?

Der Ziegel hat im Einfamilienhausbau auch in Kärnten sehr hohe Marktanteile und daher für mich eine entsprechende Bedeutung. Persönlich gefällt mir Strohlehm als Außenwandbaustoff, da Lehm von seinen Eigenschaften das natürlichste und behaglichste Material ist. Als Architektin verwende ich die gebrannte Form, den Ziegel, auch im sozialen Wohnbau.
 

Worin liegen die Vorteile des Ziegels?

Sowohl im Einfamilienhausbau als auch beim sozialen Wohnbau lege ich großes Augenmerk auf die Bauphysik. Die Bereitschaft der Feuchtigkeitsaufnahme des Mauerwerks ist ein wichtiges Kriterium für die Behaglichkeit. Diese Eigenschaft des Ziegels verhindert wahrscheinlich schon sehr viel Schimmelbildung, unabhängig vom Lüftungsverhalten des Nutzers.  Außerdem hat das Ziegelmauerwerk eine andere, eine angenehmere Akustik. Das Raumklima und die Akustik machen das Besondere an der Behaglichkeit aus. Das spüre ich schon wenn ich einen Raum betrete.


Berücksichtigen Sie bei Ihren Planungen auch die „faktor4-Kriterien?

Das steht für mich in unmittelbarem Zusammenhang mit dem zuvor Gesagten. Denn faktor4 ist nicht nur Wärmeschutz. Es ist eine ganzheitliche Betrachtungsweise des Bauens. Dazu gehört auch der Nutzen und der Wohnwert des Gebäudes, die Beziehung zum Außenraum, der Natur, und schließlich die Qualität des Wohnens. Die moderne Architektur sieht das Haus oft nur mehr als Verpackung. Es ist aber weit mehr. Das Haus bietet Schutz und ist der Ort für Entspannung und Erholung. Als Architektin kann ich alle diese Anforderungen nur erfüllen wenn ich Baustoff, Grundriß, Außenraum und Umfeld als Einheit in die Planung einfließen lasse.
 

Sie planen gerade ein Bauvorhaben am Feldmarschall Konrad Platz. Ein sehr schwieriges, aber auch sehr interessantes Projekt. Welches Konzept werden sie hierbei umsetzen?

Bei diesem Projekt handelt es sich einerseits um den Umbau eines bestehenden Gebäudes und andererseits um die Errichtung neuer Wohneinheiten. Die Schwierigkeit liegt darin, dass das Grundstück von Feuermauern eingegrenzt ist und die Gestaltungsmöglichkeiten daher sehr eingeschränkt sind. Ich werde die Wohnungen in zwei nach Süden ausgerichteten Objekten mit je zwei Geschoßen unterbringen. Durch die Gestaltung von Freiflächen vor den Wohnungen und zwischen den Gebäuden erhalten die künftigen Bewohner ausreichend Platz ihren eigenen Lebensraum zu gestalten.


Welche Außenwandkonstruktionen werden Sie verwenden? Kommt auch bei diesem Projekt der Ziegel zum Tragen?

Im wahrsten Sinne des Wortes. Die tragende Konstruktion wird aus Ziegel hergestellt. Ich möchte erstmals die Außenwände als Zweischalen-Mauerwerk ausführen. Diese Bauweise verbindet Stabilität, Schall- und Wärmeschutz. Nur die nach Süden gewandten Außenwände im Obergeschoß werden aus einer „leichten“ Konstruktion hergestellt. Aber gerade hier brauche ich in den übrigen Wänden den Ziegel als Speichermasse.
 

Warum verwenden Sie bei diesem Projekt den Ziegel?

Ich bin der Meinung, der Ziegel trägt auf Grund seiner Eigenschaften sehr zur Qualität eines Hauses oder einer Wohnung bei. Damit ist er ein wesentliches Verkaufsargument für den Bauträger und mir ist es wichtig ein sehr hohes Qualitätsniveau bei meinen Projekten zu erreichen.  

 

Frau Architekt RUBIN, ich danke für das Gespräch.