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Alois Rainer: Ziegel in der Gesamtheitsarchitektur

Vom Verband Österreichischer Ziegelwerke wurde folgendes Interview mit Herrn Architekt Dipl.-Ing. Alois RAINER geführt.

 

Feng Shui heißt wörtlich übersetzt „Wind, Wasser". Es ist die Kunst, in Harmonie mit der Umgebung zu leben, um Glück, Wohlstand und Gesundheit zu erlangen! Ist diese Kunst nicht auch eine Modeerscheinung unserer Zeit oder steckt doch mehr dahinter? 

Abgesehen von der Jahrtausende alten Vergangenheit, welche übrigens der Ziegel auch hat, habe ich mich erst auf Forderung der Bauherrschaft mit diesem Teilbereich einer „Gesamtheitsarchitektur" beschäftigt. Das „Zu-Hause" (wie auch der Arbeitsplatz) ist ein Spiegel unseres Schicksals – ist Energieträger in unserem Leben. Gutes Feng Shui sieht man nicht, daher gibt es auch keine extreme Überstimulierung! Mit Natur-Umgebung meditieren, dazu bedarf es eines geregelten Umsetzungsprozesses. Die Grundregeln sind ganz einfach: so wenig als möglich verletzend agieren, ganzheitliches Denken beim Bauen und Wohnen, Synthese von Feng Shui und Baubiologie. Dabei steht Feng Shui für die Seele des Lebens, Baubiologie für eine gesunde Bausubstanz.


Was unterscheidet Feng Shui von Geomantie (oder sind beide eine Ergänzung)? Auch konkret auf das hier dargestellte Wohnhaus in Kaprun bezogen.

Bezogen auf die vorgenannte Zielvorstellung einer Gesamtheitsarchitektur sind Feng Shui, Geomantie, Radiästhesie, das Wissen um geopathogene Zonen, die sogenannten Wasseradern, Hartmann-Curriepunkte, aber auch die Erfahrung aus vergangenen Bauprojekten wesentliche Bestandteile. Ich bezeichne diese als den geistigen Hintergrund und dieser ist wiederum Bestandteil der Ent-wurfsparameter eines Projektes. Weitere wesentliche Entwurfsparameter sind natürlich: Architektur, Ökologie, Ökonomie, soziale Verträglichkeit, energetische Situation, intuitives Naturverständnis, eigenes persönliches und ästhetisches Empfinden, Benutzen eines „gesunden Hausverstandes", mystische Philosophie – zwischen all diesen Parametern bestehen kausale Zusammenhänge.


Was war Ihre Zielsetzung bei der Errichtung des in den Bildern dargestellten Wohnhauses in Kaprun?

Hier handelt es sich um einen realen Bau an einem realen Ort – daher sind hier die Voraussetzungen anders und die Theorie muss konkretisiert werden. Daraus ergibt sich eine intensive Auseinandersetzung mit der gegebenen Situation, dem Umfeld. Im einzelnen bedeutet dies:

  • „heimische" Lösungen verwenden,
  • keine verwässerten Fragmente fremder Traditionen,
  • Berücksichtigung der Typologie der Häuser – d. h. massiver Unterbau ist in dieser Region als Ehrerbietung selbstverständlich,
  • das Haus nicht als Flucht- sondern als Regenerationsburg,
  • weg von Konformität und Uniformierung,
  • es besteht ein metaphorischer Bezug zum Horizont (über den Talboden mit Teich, zur Gebirgskette mit dem Kitzsteinhorn als Mittelpunkt),
  • Motto: „wer sich um die Umgebung kümmert, passt sich entweder an oder sucht bewusst Spannung". Für mich kam durch die Umsetzung von Feng Shui nur ersteres in Frage; das Haus hat den Hang im Rücken, dies entspricht nach Feng Shui dem Lehnstuhlprinzip,
  • die Umgebung ist voll von gebauten „Belanglosigkeiten", außerdem liegt das Grundstück am Ende einer Sackgasse, daher war die Eingangssituation besonders schwierig zu lösen.


Welchen Platz hat der Baustoff Ziegel in der Lehre des Feng Shui und/oder der Lehre der Geomantie?

Durch seine Natürlichkeit und seine bauphysikalischen Eigenschaften ist er der ideale Rohstoff für die Aufgabenstellungen und das gewünschte Wohlbehagen beim Wohnhaus der Familie Hofer.


Neben Feng Shui und den Regeln der Geomantie war dem Bauherrn und Ihnen aber auch die Ökologie und der Energieverbrauch ein großes Anliegen. Sie haben sich für ein Ziegel-Zweischalenmauerwerk entschieden – Warum?

Ein qualitativ hochwertiges und biologisches Niedrigenergiehaus war ein Ziel, die Möglichkeit jeglicher Fassadengestaltung und die Langlebigkeit des Materials waren entscheidend.


Der Bauherr hat erzählt, dass wegen eines Defekts die Heizung für über 24 Stunden nicht in Betrieb war, bis es bemerkt worden ist. Spricht das nicht auch für das Ziegel-Zweischalenmauerwerk mit seiner guten Wärmespeicherung und der guten Wärmedämmung?

Natürlich!


Der Baustoff Ziegel wurde jedoch nicht nur bei der Außenwand verwendet. Die Innenwände und das Dach wurden ebenfalls in Ziegel errichtet. Kann man sagen, dass Ziegel für das Konzept dieses Hauses eine wichtige Rolle gespielt hat?

Aus Gründen der weitgehend freien Formgebungsmöglichkeiten sowie organischen und baubiologischen Eigenschaften ist das richtig.


Ist das Ziegel-Zweischalenmauerwerk preislich eine interessante Alternative zu anderen Wandsystemen?

Bei größeren Dämmstoffdicken und damit niedrigen U-Werten gibt es kaum noch Preisdifferenzen zu anderen Wandsystemen mit vergleichbarem U-Wert. Auch ist die hinterlüftete Ziegel-Aussenfassadenschale die baubiologisch ideale Mauerwerkstypologie.


Ziegel ist ein Baustoff mit großer Vergangenheit, wie sehen Sie die Zukunft des Baustoffs Ziegel?

Ziegel ist ein Baustoff mit noch größerer Zukunft, speziell auch durch die harmonischen Eigenschaften in Bezug auf unsere strahlungsüberladene Umwelt sowie die feuchtigkeits- und wärmeregulierenden Eigenschaften des Ziegelmaterials.

 

Herr Dipl.-Ing. RAINER, herzlichen Dank für das Interview!